Chronik
Aus den Jahren, bevor der Verein ein Verein wurde: |
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1976/77: Damals gab es im Spiel- und Begegnungszentrum Fideliopark in Englschalking, kurz SBZ genannt, eine Jugendgruppe, die dort ihre Freizeit verbrachte. Diese Jugendgruppe, zu der auch einige unserer Mitglieder und fast alle unserer Gründungsmitglieder gehörten, trafen sich regelmäßig im SBZ. Es war Anfang Dezember 76 als Frau Gleixner, die Leiterin der Seniorengruppe im SBZ die Mitglieder der Jugendgruppe fragte, ob sie nicht Lust hätten, bei deren Weihnachtsfeier ein kleines Stück aufzuführen. „Das war der Ursprung allen übels“ (Zitat Werner Binder) „Christbaumkerzl“, so hieß das erste Stück, das aufgeführt wurde. Ein kurzer Ein-Akter und dennoch eine Herausforderung für die damals 15 bis 18-jährigen. |
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Theateraufführung der Jugendgruppe im SBZ; v.l.n.r.: Karl-Heinz Besson, |
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Weihnachten 1977 wurde wieder ein Stück eingeübt und zur Aufführung gebracht. Leider weiß keiner mehr, wie das Stück hieß. Nach dieser ersten Begegnung mit den „Brettern, die die Welt bedeuten“, folgte eine Pause von fast einem Jahr, bis wir uns wieder daran machten, etwas auf die Beine zu stellen. 1978: Willi Maier traf sich mit einem Freund, sie sprachen über die Platte „Der Watzmann ruft“, von Wolfgang Ambros. Willi war von dieser Platte sehr begeistert. „Das Ganze ging mir nicht mehr aus dem Kopf“, so Willi, „das wäre ein irres Stück, das müßte man doch auf die Bühne bringen.“ Daß die Texter und Komponisten Ambros, Tauchen und Prokopetz das Stück bereits bearbeitet und zur Aufführung gebracht hatten, wußte Willi zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er hatte den ganzen Text von der Platte abgehört und aufgeschrieben, Satz für Satz, Rolle für Rolle. Zum Proben wurde dann der Text per Schreibmaschine zu einem Rollenbuch umgearbeitet. Mitwirkende waren u.a. Willi Maier, Sepp Wagner, Werner Binder, Gerhard Wagner, Monika Kuffer, Karl-Heinz Besson, Christian Feigl, Annette Duschl und Renate Bleeker. Bei einem Treffen im SBZ Ende 1978 kam von Willi der Vorschlag, dieses Stück als Theaterstück aufzuführen. Die Idee fand großen Anklang bei den Jugendlichen. Es wurde bald damit begonnen Schauspieler auszusuchen, Requisiten zu sammeln, der Text mußte gelernt werden und nicht zuletzt musste ein entsprechendes Bühnenbild entworfen und gebaut werden. Zum Bühnenbild und zur Bühnentechnik hier zwei kleine Anekdoten: Alex, der Maler im SBZ: ...hatte lediglich ein Handikap: Er war farbenblind. Für einen Maler nicht gerade von Vorteil, denn so entstanden unter anderem lila-farbene Felsen, die dann leider so nicht verwendet wurden, sie mußten umgestrichen werden. Die Vorhangtechnik: ...war auch noch nicht ausgereift. Der Vorhang mußte per Hand geöffnet und geschlossen werden. Dies war oftmals ein schwieriges Unterfangen, da er sich nur schwer von der Stelle bewegen ließ. Erst zu einem späteren Zeitpunkt entwickelte Gerhard Wagner eine eigene Vorhangtechnik. Mit einem Sack voller Steine wurde das Seil für den Vorhang auf und zu bewegt. Einfach, und dennoch wirkungsvoll. Trotz dieser kleinen Hindernisse wurde „Der Watzmann ruft“ mit viel Engagement auf die Bühne gebracht. Die erste Aufführung war am 21. Dezember 1979, vor vierzig Zuschauern, in einem Freizeitheim in Eching. Eine weitere Aufführung folgte am 22. Dezember 1979 vor sechzig Zuschauern im SBZ. Die Vorstellungen waren ein großer Erfolg. Das Stück war auch die Grundlage für unseren heutigen Vereinsnamen. 1979: Nach der positiven Resonanz des „Der Watzmann ruft“ wurden in den Jahren 79/80 jeweils zwei Produktionen gleichzeitig gespielt. Diese waren z.B. „Ein Münchner im Himmel“ und „Die lebendige Leich´“. Zitat Willi: Wir haben zwei Stücke gleichzeitig gespielt, weil „ da hamma uns schoo was traut“. |
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Vorbereitungen zu „Ein Münchner im Himmel“: Evi und Willi fuhren zum Einkaufen. Sie besorgten 15 Leintücher für die Engelskostüme, Klebstoff und Goldpapier für die Flügel. Andere Kunden im Geschäft, die in den Einkaufswagen schauten, konnten sich diese Kombination wohl nicht erklären und fragten: “Was habt´s ihr denn vor?“ Das hier Laienschauspieler am Werk waren, um mit möglichst geringem Aufwand und wenig Geld ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, kann man sich als Außenstehender kaum vorstellen. Waren unsere Jungschauspieler einmal außerhalb des SBZ tätig, so mußte natürlich alles eingepackt werden, was für das jeweilige Stück benötigt wurde. So wurden die Balken für die „Wanderbühne“ mit dem alten, blau gestrichenen Kadett von Evi´s Eltern transportiert. Die arme Kiste. Das Dach des Autos war bald durchgebogen und mußte immer wieder ausgebeult werden. Damit der Saal auch wirklich voll wurde, nahmen wir meistens unsere Eltern mit. Dieses notwendige „übel“ hat sich später von selbst erledigt, denn über mangelndes Interesse an Karten können wir uns bis heute nicht beklagen – doch aller Anfang ist schwer. 1981: ...folgte eine längere Pause, da es wegen der Saalnutzung im SBZ immer wieder zu Terminschwierigkeiten mit den anderen Gruppen kam. 1982: Bereits im September 1982 stand zum ersten Mal ein 3-Akter auf dem Spielplan. „Die drei Eisbären“ wurde nicht nur an einem Platz oder auf einer festen Bühne gespielt. Nein! Man ging damit auf „Tournee“. Verschiedene Altersheime und Kirchen in der näheren und weiteren Umgebung Münchens waren unser Ziel. Mit welchem Aufwand eine solche „Wanderung“ durch München und in das benachbarte Umland verbunden ist, sei hier kurz dokumentiert: Samstag morgens um 8.00 Uhr alles aufladen. Alles, daß bedeutet von Requisiten wie Blumenvase und Kochlöffel über Bühnenelemente, Lampen und Kostüme bis hin zu Tischen und Stühlen, mußte eingepackt und in einem fahrbaren Untersatz verstaut werden. Dann hieß es das Ziel ansteuern, oftmals mehrere Kilometer entfernt. Das ganze Mitgebrachte wieder auspacken und aufbauen – kurze Verschnaufpause – dann folgte der Auftritt. Zum Schluß, spät in der Nacht, wieder alles abbauen, einpacken und zurück zum Ausgangspunkt. So war man wegen zwei bis drei Stunden Spielzeit den ganzen Tag auf den Beinen, eben „auf Tour“, und das einige Wochenenden hintereinander. |
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v.l.n.r.: Annette Duschl, Christian Feigl, Willi Maier, |
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Bevor jedoch „Die drei Eisbären“ gespielt wurden, standen nur 1-Akter auf dem Plan, denn für größere Produktionen waren wir damals zu wenig Mitwirkende. Auch war zu wenig Platz und Zeit für Proben und Aufführungen vorhanden. 1983: „Die drei Eisbären“ wurden auch im Frühjahr 83 im Pfarrheim St.Emmeran gespielt. |
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Nach einer Vorstellung in einem Altersheim, bei der der Leiter des Heims die Theatergruppe nicht bezahlen wollte (es waren 130 Mark für den Abend ausgemacht) kam von Willi der Vorschlag: „Und jetzt gründen wir einen Verein, sowas passiert uns nicht nochmal“. Der Hausmeister wollte dann die Schauspieler mit sechs Flaschen Bier für zehn Personen abspeisen. Willi sagte daraufhin: „Bring´ erst a mal an Kasten Bier, dann kemma weida redn´“. Zum damaligen Zeitpunkt hätte niemand gedacht, daß daraus einmal ein so großes „Unternehmen“ wie unser heutiger Verein wird. Damals hat man „einfach gespielt“. Vereinsgründung: 30. Januar 1984: Wir brauchten natürlich auch eine Geschäftsordnung, eine Satzung. Neben dem Gründungsprotokoll ist die Existenz einer Satzung notwendig, um die Eintragung in das Vereinsregister zu erlangen. Um die Satzung auszuarbeiten, und auf Papier zu bringen, hat Evi wochenlang Gesetzbücher gewälzt und zwischendurch immer wieder einen Behördenmarathon bewältigt. Das Vereinsregister hat viele Forderungen gestellt. So wurde z.B. zur Auflage, daß der Name des Vereins eindeutig auf die Tätig-keit hinweisen muß. Die Satzung mußte immer wieder in verschiedenen Punkten geändert werden, um die Gemeinnützigkeit zu erlangen. Erst sollte der Verein „Der Watzmann ruft“ heißen. Doch das war dem Registergericht zu unspezifisch. Also einigte man sich auf den heutigen Namen: `Bayerische Volksbühnebühne Watzmann e.V.` Dann ging es Schlag auf Schlag. Am 1. Februar 1984 wurde die Neuaufnahme des Vereins beim Amtsgericht – Vereinsregister eingereicht. Am 21. Februar erhielten wir die vorläufige Bescheinigung über die Gemeinnützigkeit. Am 29. März 1984 wurde unser Verein beim Amtsgericht München – Registergericht – ins Vereinsregister eingetragen. 1985: Wir bekommen ein eigenes Heim Nachdem endlich feststand, daß wir eine Baracke erhalten, haben wir uns zuerst im Haus 6 (heute das Vereinsheim der Faschingsgesellschaft Feringa e.V.) eingenistet, und auf die Außenwände gleich unseren Namen geschrieben. Nach dem Motto: „Hier sind wir, hier bleiben wir!“ Es wurde sofort mit Umbaumaßnahmen und Aufräumarbeiten in den uns zugedachten Räumen des ehemaligen Oberföhringer Krankenhauses begonnen. Erst später hieß es dann, daß wir das Haus 3 (unser jetziges Vereinsheim) erhalten, zusammen mit dem ACC. Nun war es an uns, Geld und Material für die Renovierung aufzutreiben. Damals gab es einige Gönner, heute würde man sagen „Sponsoren“, die uns ein zinsloses Darlehen gaben. Dafür heute noch ein großes DANKESCHöN!!! Am 30. Juli 85 trafen wir uns zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Einziger Tagesordnungspunkt war der gemeinsam mit dem ACC geplante Ausbau der erhaltenen Baracke. Dieses Vorhaben wurde auch ohne Umschweife in die Tat umgesetzt. Von Anfang August bis Ende September war jede freie Minute dafür verplant. Der Ausbau hat viel Zeit und Initiative der Mitwirkenden in Anspruch genommen. Wenn man bedenkt, daß bereits Ende September die Proben für den nächsten 3-Akter begannen, war dies eine enorme Doppelleistung unserer Akteure, die an-schließend gleich wieder auf der Bühne standen. Dann erlebten wir einen Schlag ins Genick, mit dem kein Mitglied der VG29 gerechnet hat. Die Stadt München verhängte einen Baustopp für die Baracken. Unter Androhung einer Strafe von 2.000 DM für die Nichteinhaltung dieser Verordnung bestimmte die Lokalbaukommission, daß bis auf weiteres nicht mehr an den Häusern gebaut werden darf. Ein herber Rückschlag, denn man hatte bereits viel Geld und Zeit in die Renovierungsarbeiten investiert. Das Geduldsspiel mit dem Baustopp sollte noch lange kein Ende finden. Jedoch durch den massiven Druck den die bereits agierenden Vereine im Bürgerpark ausgeübt hatten, konnte die LBK (Lokalbaukommission der Stadt München) davon überzeugt werden, wie wichtig den Vereinen und den Oberföhringer Bürgern das „Projekt Vereinsgemeinschaft“ ist. Die LBK erteilte am 5. Februar 1986 die Weiterbaugenehmigung für die bereits vergebenen Häuser. Somit konnte man wieder frisch ans Werk gehen. Auf der Jahreshauptversammlung der BVW am 21. Februar, damals noch in den Räumen der Schützengesellschaft Oberföhring-Priel e.V., die übrigens die ersten waren, die eines der Häuser besetzt und nicht mehr hergegeben haben, wurde über den einzigen Tagesordnungspunkt, der Weiterbau des Vereinsheims, entschieden. |
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